……. Die Denkansätze, die Brussig den namenlosen Trainer - nicht Übungsleiter, darauf legt er größten Wert - zum Besten geben lässt, sind indes nicht immer ganz nachvollziehbar, oft wirken sie sogar ausgesprochen unausgegoren. Doch leiht man diesem ostdeutschen Vertreter der Spezies 'Fan', der seine Laufbahn beim "BSG Tatkraft Börde" begann, für etwa ein bis zwei Stunden sein Ohr - denn ungefähr so lange dauert die Lektüre des Buches -, so wird man es nicht bereuen.
Mit viel Ironie zeichnet Brussig hier das Bild dieses redseligen, in seinem Sport aufgehenden und dafür lebenden 'Trainer-Prototypen', der fest davon überzeugt ist, das Leben und seine Geheimnisse verstanden, ja durchschaut zu haben. Mit 'Trainer-Prototyp' ist hier jedoch keineswegs diese neumodische Art Trainer gemeint, die statt (wie sich das gehört) im Trainingsanzug am Spielfeldrand rumzubrüllen, im feinen Zwirn auf der Bank Platz nimmt, um allenfalls in ihrem Mienenspiel den Anflug von Emotionen erkennen zu lassen. Der "Leben bis Männer"-Trainer ist einer der alten Schule, allein schon vom Habitus: krumme Beine, Bierbauch, Trillerpfeife vor der Brust; aber was das Wichtigste ist, ein "Platzbrüller", ein "Julius Cäsar der Seitenlinie" wie er über sich selber sagt. Brussig setzt ihm thematisch keine Grenzen, lässt ihn über das Leben philosophieren, ihn seine oftmals abenteuerlich-einfachen Lösungen für komplexe politische oder gesellschaftliche Problematiken erläutern. Sprachliche Grenzen hingegen sind ihm sehr wohl gesetzt, was in der Natur der Sache liegt, denn wer würde es schon ernst nehmen, wenn dieser Mensch auf einmal mit Fremdwörtern um sich schmisse und Nietzsche zitierte. Hier spricht einer, der weiß wo´s langgeht, der das zumindest glaubt.