Interview: Ein Interview von Hans Werner Kilz, Kurt Röttgen und Ludger Schulze
Die Kanzlerin traut der deutschen Mannschaft vieles zu. Auch den Gewinn des EM-Titels. Angela Merkel im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung über frühe Fußball-Erlebnisse, Jürgen Klinsmann und die Situation der ostdeutschen Vereine.
SZ: Frau Bundeskanzlerin, wann haben Sie Ihr erstes Fußballspiel gesehen?
Angel Merkel: Das weiß ich nicht mehr. Ich vermute, Anfang der sechziger Jahre mit dem Einzug des Fernsehers in meine Lebenswelt. Zunächst bei Nachbarn, die früher einen Apparat hatten als wir. Ich weiß, dass ich immer gerne Eishockey und Fußball geguckt habe.
SZ: Ihr Vater war Pfarrer, Ihre Mutter Lehrerin, war Fußball in Ihrem Elternhaus je ein Thema?
Merkel: Bei mir und meinen beiden Geschwistern auf jeden Fall und bei meinen Eltern auch.
SZ: Sie waren 20, als Jürgen Sparwasser in Hamburg sein legendäres Tor schoss. Die DDR gewann bei der Fußball-WM 1974 gegen die Bundesrepublik 1:0. Erinnern Sie sich daran?
Merkel: Ja, natürlich. Ich habe es im Fernsehen gesehen und habe irgendwie eine Vorahnung gehabt, dass die Mannschaft der DDR gewinnen wird. Aber ich war nicht so glücklich darüber, weil ich wusste, was politisch daraus gemacht wird.
SZ: Weil Sie wussten, dass die SED das Ergebnis zum Triumph über den Klassenfeind hochjubeln würde?
Merkel: Das Spiel war natürlich ein emotionaler Höhepunkt und es wurde sicher in ganz Deutschland mit verschiedenen Gefühlen verfolgt. Manche in der DDR haben gehofft, gerade gegen die Bundesrepublik zu gewinnen, andere wollten dagegen, dass es nicht so gut für die DDR ausgeht. Das lag aber nicht daran, dass man DDR-Sportler etwa nicht geschätzt hat. Ich habe in vielen Fällen durchaus mit ihnen mitgezittert - ob das nun die Eiskunstläuferinnen Katharina Witt oder Gaby Seyfert oder auch Leichtathleten waren. Gar keine Frage, denn es ging für mich zuerst immer um die sportliche Anstrengung und Leistung, aber ich hatte keine Freude daran, wie nach dem Spiel der DDR gegen die Bundesrepublik dann der Sieg der DDR-Mannschaft politisch aufgeladen wurde.
SZ: Heute staunt die Nation, wie diese so nüchterne Kanzlerin im Stadion mitfiebert. Michael Ballack hat vor zwei Jahren während der WM gesagt, er erinnere sich nicht, dass Sie je in der Öffentlichkeit so aus sich herausgegangen wären. Sie springen bei deutschen Toren jubelnd vom Sitz hoch, ballen die Fäuste und freuen sich. Woher kommt die Begeisterung?
Merkel: Ich weiß nicht, ob Michael Ballack da den kompletten Überblick über meine öffentlichen Auftritte und mein Temperament hatte; aber Scherz beiseite. Was soll ich sagen? Ich fieberte halt einfach mit. Offenbar haben viele nicht damit gerechnet, dass ich mich für Fußball interessiere. Bis 2006 hat mich in meinem politischen Leben auch kaum einer danach gefragt.
SZ: Bei Ihren Vorgängern Helmut Kohl und Gerhard Schröder war das Interesse logisch. Die haben früher selbst gespielt.
Merkel: Ich habe mir Spiele nur angeschaut. Ich weiß noch, wie ich zum Beispiel als Studentin im Mai 1974 beim Länderspiel DDR gegen England im Leipziger Zentralstadion gesessen habe. Fußball zu sehen hat mir immer Spaß gemacht.
SZ: Jetzt sieht man Sie nicht nur auf der Tribüne, sondern sogar in der Spielerkabine. Führt Sie auch die Hoffnung auf bessere Umfragewerte dahin?
Merkel: Nein, sondern die Einladung der Spieler und des Trainers bei der WM nach dem Italien-Spiel in Dortmund oder jetzt nach dem nervenaufreibenden 2:1 gegen Serbien.
SZ: Wobei der Einbruch in die Männerdomäne Fußball Ihrer Popularität gewiss nicht schadet.
Merkel: Die Freude am Fußball teile ich mit vielen Millionen Menschen in Deutschland. Aber ich bin der festen Überzeugung: Die Menschen würden es sofort durchschauen, wenn ich diese Freude instrumentalisieren würde, und deshalb mache ich das nicht. Dass sich bei der WM 2006 eine fast nationale Bewegung ergeben hat, ist den Menschen und auch dem damaligen Trainer Jürgen Klinsmann zu verdanken.
SZ: Seit Kanzler Kohl die deutschen Spieler nach dem verlorenen WM-Finale 1986 in Mexiko City gegen Argentinien gnadenlos an seine Brust drückte, hat die Nähe der Regierenden zum Volkssport Nummer eins erkennbar zugenommen.
Merkel: Die Sache ist doch ganz einfach: Auch wenn mir Fußball ziemlich gleichgültig wäre, würde ich einer EM oder einer WM im eigenen Land als Kanzlerin trotzdem die Ehre geben, ja sogar geben müssen, weil es auch darum geht, wie unser Land sich repräsentiert. Und nun kommt das Glück hinzu, dass ich mich dazu noch nicht einmal zwingen muss, sondern dass ich Spaß daran habe und seit vielen Jahren Europa- und Weltmeisterschaften im Fernsehen verfolge, nicht nur unsere Mannschaft, sondern auch Begegnungen mit Mannschaften von Italien oder Brasilien und vielen anderen. Und zu Ihrem Stichwort Männerdomäne: Ich kenne viele Frauen, die genauso begeistert dabei sind. Verlassen Sie doch einfach mal Ihre Klischees und unser Gespräch wird interessanter.
SZ: Was fasziniert Sie am Fußball?
Merkel: Die Spannung oft bis zur letzten Minute, dass sich immer wieder neue Möglichkeiten ergeben, dass man mit ganz unterschiedlichen Mannschaften gewinnen kann. Und dass sich sehr viel über den Kopf abspielt, über die innere Freiheit, das Selbstvertrauen.
SZ: Und welche Spieler faszinieren Sie? Den Holländer Johan Cruyff nannten Sie einmal das Idol Ihrer Jugend. Bei der WM 2006 lobten Sie Philipp Lahm.
Merkel: Ich habe einige Spieler unserer Mannschaft gelobt, aber ich werde jetzt sicher nicht an einzelne Spieler Zensuren verteilen.
SZ: Aber Ballack muss Ihnen doch am vorigen Samstag beim 2:1-Sieg gegen Serbien imponiert haben.
Merkel: Hat er ja auch. Und ich wünsche mir, dass er während der ganzen EM in so guter Verfassung ist. Das wäre für die Mannschaft schon sehr, sehr wichtig.
SZ: Eigentlich schwärmen Frauen mehr für Italiener und Portugiesen, weil die schöner als Holländer sind. Was hat Ihnen an Cruyff so gefallen?
Merkel: Cruyff hat mich beeindruckt. Ich glaube, ich war auch nicht die Einzige in Europa.
SZ: Wie erleben Sie Emotionen im Stadion? Wenn sich wildfremde Leute im Torrausch umarmen oder Ottmar Hitzfeld beim Abschied vom FC Bayern hemmungslos weint.
Merkel: Das ist ein starkes Gefühl von Gemeinschaft. Emotionen haben wir auch in der Politik bei bewegenden Anlässen. Und wenn langjährige Chefredakteure ihre Karriere beenden, gibt es doch auch in der Redaktion schon mal Tränen...
SZ:...mitunter auch Freudentränen.
Merkel: Dass jemand wie Ottmar Hitzfeld, der mit Bayern München ja nun wirklich eine lange Geschichte erfolgreich beendet hat, seine Gefühle zeigt, finde ich richtig und verstehe ich sehr gut. Da gehen ihm die großartigen Erfolge wie die bitteren Niederlagen durch den Kopf.
SZ: Wer mit einem Verein oder eben der Nationalmannschaft fiebert, in ein vollbesetztes, brodelndes Stadion kommt, kann kaum ruhig bleiben. Wie ist das bei Ihnen? Müssen Sie Ihre Bewegung unterdrücken, weil Sie wissen, dass die Kameras wieder auf Sie gerichtet sind?
Merkel: Nein, ehrlich gesagt geht mir mehr durch den Kopf, wie sich die jungen Spieler in dieser gewaltigen Kulisse fühlen. Ein Fußballspiel ist sehr komplex. Beim Fußball stehen elf Menschen auf jeder Seite unter einer großen Anspannung, die alle das Beste geben wollen, und trotzdem ist nicht gesagt, ob sie auch harmonieren.
SZ: Schimpfen Sie schon mal auf den Schiedsrichter, den Gegner? Oder auf die eigenen Spieler, wenn sie eine dicke Chance versiebt haben?
Merkel: Ja, ich schimpfe zu Hause vor dem Fernseher mehr als im Stadion, weil ich dort natürlich unter Beobachtung stehe. Und ich möchte nicht gleich als Kronzeugin herangezogen werden können, wenn es mal nicht so gut läuft.
SZ: Das wäre wie in der Politik.
Merkel: Insofern sage ich mir immer: Da ich als Politikerin eine faire Beurteilung erwarte, möchte ich auch eine faire Beobachterin des Sports sein. Und trotzdem ärgert man sich manchmal, wenn ein Pass nicht geklappt hat. Bei den Schiedsrichtern nehme ich es eher gelassen hin. Ich weiß nicht, ob Sie das Buch "Schiedsrichter Fertig. Eine Litanei" von Thomas Brussig kennen...
SZ:...für den Schiedsrichter "die letzten sachlichen, trockenen Typen in einem von Leidenschaften völlig überschwemmten Terrain" sind.
Merkel: Schiedsrichter sind eine in der Demokratie ungewöhnlich herausragende Erscheinung, weil sie sehr viele Vollmachten haben. Ich finde, das ist in dem Buch gut beschrieben. Mir macht es immer Spaß, Charaktere von Schiedsrichtern zu beobachten: Wie lange man zum Beispiel Vorteil laufen lässt und dadurch natürlich einen impliziten Einfluss auf das Spiel hat; ob ein Schiedsrichter Nerven hat und dem Spielfluss Priorität einräumt; zu welchem Zeitpunkt er das erste Mal hart eingreift und damit auch den Ordnungsrahmen für ein Spiel setzt und vieles mehr.
SZ: Zum Schröder-Sympathisanten Klinsmann haben Sie offenbar eine besondere Beziehung. Weshalb schätzen Sie den ehemaligen Bundes- und künftigen Bayern-Trainer?
Merkel: Er ist einen mutigen, sehr eigenständigen Weg gegangen und auch vor Konflikten nicht zurückgeschreckt, als er nach der wahrlich nicht erfolgreichen Europameisterschaft 2004 die Nationalmannschaft übernommen hat. Die Kritik an Jürgen Klinsmann im Frühjahr 2006 fand ich unberechtigt und zum Teil ungerecht, weil ich meine Zweifel daran hatte, dass ein verlorenes Länderspiel gegen Italien tatsächlich etwas mit seinem Wohnsitz in Kalifornien zu tun hatte. Deshalb habe ich ein paar klare Worte für ihn gesprochen. Daraus ist dann nach und nach jenseits von irgendwelchen Ansprüchen ein freundschaftlicher Kontakt entstanden. Und nun freue ich mich, dass er nach Deutschland zurückkommt und in München wieder zeigt, was er will und was er kann.
SZ: Klinsmann wollte "der Welt zeigen, wer wir sind": Eben kein mutloses Volk, das über zweistellige Arbeitslosenquoten jammert und im Zeitalter der Globalisierung den Anschluss verpasst. Wie wichtig sind Siege im Fußball für den Nationalstolz?
Merkel: Wir haben gefeiert und uns gefreut, obwohl wir gar nicht Weltmeister, sondern Dritter geworden sind. Ich war über die großartige Stimmung in Deutschland sehr, sehr froh. Sie hatte eine wunderbare Leichtigkeit. Natürlich hätte sich der Stolz auf die Nationalmannschaft nicht so entfaltet, wenn wir in der Vorrunde ausgeschieden wären. Aber Jürgen Klinsmann und sein Team haben auch ein paar entscheidende Symbole gesetzt, die abgewichen sind von früheren Verhaltensweisen. Sie haben sich in Berlin vorbereitet, sind sehr lange in der Hauptstadt gewesen und sie haben Weltoffenheit gelebt. Mit all dem haben sie auf eine unaufdringliche Art die Bedeutung des Fußballs für unser Land und die Menschen dokumentiert und dem Motto der WM, dass die Welt zu Gast bei Freunden ist, alle Ehre gemacht.
SZ: Das Ausland war verblüfft über die heiteren WM-Gastgeber, die unverkrampft ihre schwarz-rot-goldenen Fähnchen schwenkten. Seit Tagen sieht man sie vermehrt wieder auf den Straßen, voller Vorfreude auf die EM. Werden Sie bei Staatsbesuchen auf ein verändertes Deutschland-Bild angesprochen?
Merkel: Ja. Das Bild von Deutschland hat sich durch die WM 2006 in einer Weise verändert, wie man sich das nicht vorstellen konnte. Aus London berichtete mir unser ehemaliger Botschafter Ischinger neulich von einer massiven, positiven Veränderung der Wahrnehmung. Die Briten schließen nicht mehr aus, dass wir heiter feiern und auch mal lachen können.
SZ: War es Ihnen im Sinne der allgemeinen Völkerverständigung ganz recht, dass Deutschland ehrenvoller Dritter geworden ist? Es klang eben ein bisschen so durch.
Merkel: (lacht) Wir hätten es schon verkraftet, wenn wir Weltmeister geworden wären. Ich glaube, dass wir das in jeder Richtung souverän gemeistert hätten, ohne in irgendeiner Weise zu überdrehen, und dennoch war es sehr schön, wie unser Land sich auch über den dritten Platz gefreut hat.
SZ: Was meinen Sie: Wird Joachim Löws Team Europameister?
Merkel: Im Bereich des Möglichen ist das nach meiner Beurteilung durchaus. Ich warne aber davor, dies als Selbstverständlichkeit zu betrachten. Von unseren Gruppengegnern war Polen schon bei der Weltmeisterschaft ein harter Brocken, auch Kroatien würde ich nicht unterschätzen. Dann ist Italien dabei, Portugal, Frankreich, auch Russland darf man nicht unterschätzen. Wozu die fähig sind, konnten wir ja im Spiel St. Petersburg gegen Bayern München beobachten.
SZ: Wie sehen Sie Bundestrainer Löw? Trauen Sie dem eher verbindlichen Badener zu, das Team so konsequent und risikofreudig wie Klinsmann zu führen?
Merkel: Da wird jetzt gleich wieder ein Gegensatz herausgebildet. Klinsmann und Löw haben lange zusammengearbeitet, ich denke, dass es in ihrer Arbeitsweise große Gemeinsamkeiten gibt.
SZ: Gegenüber Welt online sagte Lukas Podolski über Klinsmann und Löw: "Der Unterschied ist, dass der fehlt, der manchmal ein bisschen lauter geworden ist."
Merkel: Ich traue Joachim Löw zu, dass er die Mannschaft wirklich gut vorbereitet ins Rennen schickt.
SZ: Für den Titelgewinn kassiert jeder Spieler 250 000 Euro, also annähernd Ihr Jahresgehalt. Halten Sie den Betrag für angemessen?
Merkel: Jede Branche hat Ihre Regeln. Und damit muss man sich befassen, bevor man in einen Beruf geht. Für mich gab es die Alternative nicht, Fußballprofi zu werden. Insofern bin ich da völlig gelassen. Im Übrigen finde ich, dass auf Fußballern bereits in sehr frühen Jahren enormer Druck lastet. Ich galt bei meiner Wahl mit 51 noch als junge Bundeskanzlerin. Bei den Profis ist der attraktivste Teil des Berufslebens ab Mitte 30 meist schon vorbei.
SZ: Beim letzten Gruppenspiel gegen Österreich am 16. Juni sind Sie in Wien?
Merkel: Ja, ich schaue mir die Begegnung zusammen mit Bundeskanzler Gusenbauer an. Unserer Mannschaft habe ich gesagt, ich würde im Verlauf der EM gern noch mal wiederkommen.
» Ich höre lieber die Konferenzschaltung im Radio « Angela Merkel
SZ: Wie informieren Sie sich über Fußball, wenn nicht gerade eine EM oder WM stattfindet oder Sie mit rot-weißem Schal auf der Tribüne von Energie Cottbus sitzen? Schauen Sie samstags die Sportschau im Fernsehen oder mault dann der Gatte, den das nicht interessiert?
Merkel: Wenn, dann höre ich lieber die Konferenzschaltung im Radio. Auf dem Land habe ich gar keinen Fernseher.
SZ: Das ist innere Freiheit.
Merkel: Na ja, gut. Man kriegt ja heute so alles mit.
SZ: Als Ehrenmitglied in Cottbus muss doch das 2:0 gegen Bayern München der Höhepunkt des Jahres gewesen sein?
Merkel: Das gehörte zu den erfreulicheren Spieltagen, gerade weil ich damit in jeder Phase dieser Saison nicht unbedingt gerechnet hatte.
SZ: Wo doch der FC Bayern ein deutsches Erfolgsmodell ist. Wenn Sie daran denken, denken Sie auch an die CSU?
Merkel: Nein, aber an Edmund Stoiber, weil er so ein Bayern-Fan ist. Aus meiner Bonner Zeit weiß ich noch, wenn 1860 München gegen die Bayern spielte, gab es die legendären Kommentierungen von Theo Waigel und Edmund Stoiber. Von Petar Radenkovic, meinem Nachbarn beim Serbien-Spiel, habe ich zum ersten Mal gehört, dass 1860 früher lange besser war als Bayern. Das zeigt: Im Fußball kann sich die Welt verändern.
SZ: Darauf hoffen viele Ostdeutsche. Unter den 56 Vereinen der ersten, zweiten und künftigen dritten Liga sind in der Saison 2008/09 nur sieben aus der ehemaligen DDR.
Merkel: Daran zeigt sich leider eine strukturelle Schwäche. Das Sponsorentum ist sehr viel weniger entwickelt. Wenn Sie sich mal die Wirtschaftskraft im Umfeld von Cottbus und von München angucken, da gibt es deutliche Unterschiede. Dadurch haben die Vereine nach wie vor Probleme. Aber natürlich ist Bayern München seit langen Jahren auch ein sehr gut geführter Verein.
SZ: Das kollektive Selbstbewusstsein in den neuen Bundesländern wird nicht unbedingt gestärkt durch die geringe Zahl an Spitzenklubs.
Merkel: Dass Ballack noch immer ein bisschen sächselt und es nicht unnötig versteckt, freut viele Ostdeutsche. Was in der DDR zum Teil an Jugendförderung gemacht wurde - ich rede jetzt natürlich nicht über Doping, sondern über den guten Teil der systematischen Förderung von jungen Leuten - wird heute von den Vereinen wieder versucht. Viele aus den neuen Bundesländern sind froh, wenn jemand sagt: Der kommt von uns.
SZ: Sie absolvieren täglich ein Mammutprogramm. Wie halten Sie sich fit?
Merkel: Ich tu mein Bestes. Weit entfernt vom Leistungssport, aber immer mal eine Stunde frische Luft, sich ein bisschen im Garten betätigen, kann nicht schaden.
Ein Interview von Hans Werner Kilz, Kurt Röttgen und Ludger Schulze mit Angela Merkel, Süddeutsche Zeitung, 6.6.2008